Vom Holzschnitt zur modernen Japanischen Grafik

Die Tradition des japanischen Holzschnitts entspringt den sogenannten Ukiyoe. Die technisch hochentwickelten mehrfarbigen Drucke stellten Szenen aus den Vergnügungsvierteln dar. Sie entstanden in einem System der Arbeitsteilung, wobei mehrere Holzschnitzer nach Vorlagen des Grafikers die verschiedenen Blöcke schnitzten, mit denen der Drucker die Arbeit zur Fertigstellung der Drucke ausführte.

Ab 1868 setzte in Japan eine radikale Modernisierung ein, die sich auch im Druck neue Techniken mit sich brachte. Bald galt der Holzschnitt als veraltete Methode, die nicht als Kunstform anerkannt war. Der Holzdruck wurde nur noch in der Gebrauchsgrafik angewandt. In dieser Zeit konzentrierte sich die Kunstförderung in Japan auf westliche Malerei, insbesondere Ölmalerei und Bleistiftzeichnungen. Erst ab 1880 nahm die traditionelle japanische Malerei Nihonga wieder an Beliebtheit zu.

Im 20. Jahrhundert wurden die Themen und Methoden des Ukiyoe weiterentwickelt. Die Shin Hanga (neuen Drucke) entstanden. Sie zeigten Landschaften, Vögel, Pflanzen, schöne Frauen und Schauspieler. Auch neue Themen, die von der westlichen Kunst inspiriert waren wurden eingeführt. So entstanden die ersten Portrait-Drucke.

Die Sôsaku-Hanga-Bewegung um Yamamoto Kanae setzte sich Anfang des 20. Jahrhunderts mit westlichen Grafik-Künstlern wie Edvard Munch, Hans Ludwig Kirchner und den Künstlern der Brücke auseinander, und brachte daraufhin ihre kreativen Drucke heraus. Nun fanden auch der Holzstich, die Lithografie und die Radierung ihren Weg in die Japanische Druckkunst. Nach dem Zweiten Weltkrieg experimentierten die Anhänger dieser Bewegung mit neuen Materialien, die die technischen Begrenzungen des Holzschnitts erweiterten. Die Sôsaku-Hanga-Künstler stellten die meisten Drucke in Eigenproduktion her, jedoch wurden für größere Auflagen auch manchmal Drucker oder Schnitzer angestellt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte die japanische Druckkunst auf und fand weltweit ein begeistertes Publikum. Munakata Shikô und Saitô Kiyoshi erhielten internationale Auszeichnungen und es fanden sich immer mehr Sammler.