Gwangju ist eine der größten Städte Südkoreas. 1,4 Millionen Menschen leben hier, gerade über dreihundert Kilometer südlich von Seoul, der Hauptstadt des Landes. 1980 war Gwangju der Schauplatz von Massendemonstrationen gegen das damalige Militärregime. Nach dem Umsturz wurde das Land demokratisch und unzensierte Kunstausstellungen wurden erstmals zugelassen. So kam es, dass vor elf Jahren die erste Kunstbiennale in der Universitätsstadt Gwangju stattfand.
In diesem Jahr fand die Ausstellungsmesse zum sechsten Mal statt. Ziel der Gwangju Biennale ist es, die internationale Kunstszene aus asiatischer Sicht zu erkunden. Alle Kuratoren sind Asiaten, und obwohl viele europäische und amerikanische Künstler hier ausstellen, liegt der Fokus auf Asien. Den Veranstaltern geht es darum, dass sich die asiatische Kunst selbst definiert und ihre eigene Identität findet. Dabei stellt sie die noch umstrittene Frage, ob auch asiatische Künstler, die in europäischen und amerikanischen Metropolen leben, der Kunstszene Asiens zugerechnet werden.
Obwohl sich Südkorea gerne traditionsbewusst gibt, hat auch die moderne Kunst hier ein Zuhause gefunden. Asien hat eine über Jahrtausende hochentwickelte künstlerische Tradition, doch die moderne asiatische Kunst wird in den westlichen Ländern als eine Art verspätete Pop Art wahrgenommen. Viele asiatische Künstler befinden sich im Zwiespalt zwischen der Verpflichtung zu ihrer Tradition und der Verlockung, im Westen viel Geld zu verdienen. Die Tendenz geht jedoch dahin, dass es nicht darum geht, viel Geld zu machen, sondern dass man nach innen schaut und künstlerisch einen Standpunkt einnimmt, von dem aus man sein Land, seine Kultur und sich selber definieren kann. Der Buddha dient oft als Grundbild, anhand dessen man die Katastrophen der asiatischen Vergangenheit künstlerisch bewältigen und Probleme im modernen Asien darstellen kann.
Die Anzahl der Sammler und Käufer, die nach Gwangju kommen, ist noch relativ gering. Es gibt auch keine großen Foren, in denen intellektuelle Vorträge gehalten werden. Stattdessen findet sehr offen diskutiert und die Gespräche sind sehr lebendig.