Zeitgenössische kanadische Inuit Kunst

Die Kunstwerke kanadischer Inuit, die ab der Mitte des 20. Jahrhunderts entstanden, haben sich auf dem Kunstmarkt einen eigenen Sektor erobert: die zeitgenössische kanadische Inuit Kunst. Die vor dieser Zeit entstandene funktionsbezogene Kunst der Inuit wird im allgemeinen der Völkerkunde und Ethnologie zugeordnet und in entsprechenden Museen ausgestellt. Sie bildet die Vorgeschichte für die zeitgenössische Inuit Kunst.

Die charakteristische Bildhauerkunst der Inuit nahm gegen Ende der vierziger Jahre ihren Anfang, als die Inuit aus ihren traditionellen Camps in feste Siedlungen zogen. Gezielte Förderung durch die Bundesregierung Kanadas, die den Inuit neben der Jagd zusätzliche Einkommensquellen verschaffen sollte, trug maßgeblich zur Entstehung der neuen Kunstrichtung bei. Es ist bedauerlich, dass das Leben der Inuit sich unter dem Einfluss europäischer Einwanderer grundlegend verändert hat und dass sich viele Inuit weder der neuen Kultur noch der alten angehörig fühlen. Doch aus dem Zusammentreffen der Inuit-Tradition und der neuen Industrienation ist ein dynamisches künstlerisches Gebiet mit ungeheurer Ausdruckskraft entstanden.

Skulpturen

Das neue künstlerische Schaffen konzentrierte sich anfangs auf Skulpturen aus heimischen Gesteinen wie Quarz, Dolomit, Marmor, Serpetin-Schiefer und Serpetin. Speckstein wurde selten benutzt, da er eigentlich für künstlerische Figuren zu weich ist. Auch Materialien tierischen Ursprungs, wie Geweihe, Elfenbein und Tierknochen fanden Verwendung.

Die Motive für die Skulpturen werden sowohl vom Alltag und der Tradition der Inuit bestimmt, als auch von der Nachfrage auf dem Kunstmarkt. Viele Motive entstammen der Tierwelt der Arktis, wie Eisbären, Robben und Karibus. Andere Skulpturen stellen Menschen dar, etwa Fischer, Jäger oder Mutter und Kind. Auch die Darstellung von Schamanen und Verwandlungen (etwa von Mensch zu Tier) ist weit verbreitet.

Drucke

1957 startete in Cape Dorset ein Projekt zur Herstellung von besonderen Inuit-Druckgrafiken. Diese wurden von ganz neuen Elementen bestimmt und gewannen schnell große Bedeutung. Diese Form der Inuit-Kunst wurde erst durch importierte Technik, nämlich die Druckgrafik, möglich.

Wandbehänge

Mit dem Umzug in die Siedlungen begannen Frauen der Inuit künstlerische Wandbehänge herzustellen. Diese bestehen überwiegend aus Filz und Düffel mit Applikationen, die teilweise auch aus Leder oder Fell zugeschnitten sind. Die Siedlung Pangnirtung ist bekannt für ganz besondere Wandbehänge. Auf großen aus dem Süden eingeführten Webstühlen weben Inuit-Frauen Wandteppiche aus Wolle, die nach Zeichnungsvorlagen gestaltet sind, die traditionelles Kulturgut darstellen. Diese Teppiche treffen bei Sammlern aus aller Welt auf großes Interesse.